Hey Ihr Lieben,
sooo, heute hab ich gedacht, einfach einmal über den ganzen Tag verteilt ein wenig schreiben und euch somit an meiner Heimreise teilhaben lassen. Im Moment sitze ich in meinem Bett in Carrigaline und überlege, ob ich irgendetwas vergessen haben könnte. Auf zauberhafte Art und Weise habe ich es geschafft meine Koffer ganz genau mit 20 und 10 kg zu packen (wie auch immer ich das geschafft habe, denn beim letzten Probepacken hatte ich 26 und 11 kg). Das Einzige was ich jetzt noch erledigen muss ist, mir ein kleines bisschen was zum Essen vor zu bereiten, damit ich dann in London nicht verhungere.
Gestern sind wir alle noch ein letztes Mal nach Cork gefahren und haben den Abend am River Lee verbracht, wo wir laut sangen und Fußball spielten 🙂 Dann war es auch schon soweit sich von den Ersten zu verabschieden und zum aller letzten Mal mit dem Bus nach Carrigaline zu fahren. Auch wenn ich mir fest vorgenommen hatte, nicht zu weinen und den Abend zu genießen, kullerten am Ende natürlich trotzdem ein paar Tränen. Nach und nach stiegen alle aus, bis am Ende nur noch Elianne, Nico und ich übrig blieben und die zwei eigentlich eine Haltestelle früher aussteigen sollten, mich jedoch noch nach Hause bringen wollten.
Ich habe nicht zu einem Einzigen von ihnen „Tschüss“ gesagt !!! Ich wollte und konnte nicht. Wir haben uns alle noch einmal umarmt und dann kurz bevor man sich aus den Augen verloren hätte, „SEE YOU SOON“ gerufen. Ich finde es so irgendwie besser, da man sich in einer gewissen Art und Weise das Versprechen gibt, sich schon sehr bald wieder zu sehen 😉
Die Nacht konnte ich dann auch nicht sooo ruhig schlafen, aber jetzt fühle ich mich im Moment einfach nur leer. Es fühlt sich einfach noch nicht so an, als würde ich jetzt nicht mehr hier leben !!! Ich schätze ich werde dann erst so im Flughafen oder sogar Flieger realisieren was gerade passiert 🙁 Sooo jetzt werde ich mal noch ein bisschen was essen und dann wird auch Pietro schon kommen, da er mich mit zum Flughafen bringen möchte, bis später …
Dann war es soweit!!! Audrey hatte mich und Pietro zum Flughafen gefahren und wie immer wenn man es ein wenig eilig hat, fuhr natürlich ein alter Traktor vor uns. Am Flughafen wartete Pie noch mit mir, um meinen Koffer abzugeben… Dann fuhren wir mit einer Rolltreppe auf die nächste Ebene des Flughafens. Plötzlich überkam mich eine Megaangst und Trauer. Ich wollte und konnte doch jetzt noch nicht gehen. Ich hielt seine Hand und atmete tief durch. Dann die letzte Umarmung, der letzte Kuss und langsam folgte ich der Schlange, die sich zur Handgepäck-Durchsuchung fortbewegte. Durch die Glasscheiben vergewisserte ich mich jede Minute, dass er noch da war, nur um fest zu stellen, dass er immer noch mit dem gleichen traurige Lächeln hinter mir hersah.
Die Tränen liefen über mein Gesicht, bis ich erschöpft im Flieger einschlief. Ich versuchte gar nicht erst sie weg zu wischen, da eine Sekunde später auch schon wieder neue da wären. Als ich wieder aufwachte, konnte ich zum ersten Mal wieder einigermaßen klar denken und meine Gefühle ein bisschen sortieren.
Es war vorbei !!! Und neben dem dicken Kloß, der sich in meinem Brustkorb breit gemacht hatte, weil es nun tatsächlich vorbei war, waren da zwei weitere Dinge… Unglaubliche Dankbarkeit für Alles und Jeden, der mich durch diese 9 Monate begleitet hatte, Vorfreude und ein bisschen Unsicherheit auf das, was nun auf mich zukommen würde.
In London angekommen bin ich erstmal zum Gepäckband gegangen, um meinen Koffer zu holen. Bevor ich ihn wieder abgeben musste, begab ich mich dann allerdings erstmal auf die Suche nach ein bisschen Wasser, da ich quasi am Verdursten war XD. Im Londoner Flughafen gab es dann in der Sektion F einen eigenen Bereich von Ryanair, bei welchem man seinen Koffer selbst wiegen musste und dann einfach nur auf einem Rollband davon schickte. Nach einer weiteren Sicherheitskontrolle aß ich ein bisschen was und als nach einer halben Stunde immer noch kein Gate angezeigt wurde, beschloss ich nach ein paar Menschen Ausschau zu halten, die eventuell ebenfalls nach Berlin fliegen würden.
Die nächsten Stunden wartete ich dann gemeinsam mit Phillip, einem netten Jungen, der wie ich ein Jahr in Irland zur Schule gegangen war (mit dem Unterschied, dass er nächstes Jahr wieder hinfahren wird und sein Abitur dort beenden wird) Unser Flieger hatte 2,5 Stunden Verspätung und hätte ich nicht ihn zum Quatschen gehabt, wäre ich wahrscheinlich vor Langerweile gestorben. Der Flughafen an sich ist zwar wirklich sehr groß und ich bin mir sicher, dass ich mir einiges hätte anschauen können, doch war ich dazu noch nicht bereit und es war sehr schön sich mit Jemanden über die vergangene Zeit zu unterhalten.
Als wir dann endlich das Gate gefunden und das Boarding begonnen hatte, war ich einfach nur noch müde. Im Flieger auf meinem Platzt verlor ich dann fast die Hoffnung und dachte tatsächlich, ich würde dieses Land nicht mehr vor dem nächsten Morgengrauen verlassen. Der Pilot ließ sich eine Ewigkeit Zeit und dann machten wir eine Rundtour um den ganzen Flughafen, der mir noch einmal viiiieeeeellll zu groß vorkam. Nach einer weiteren Stunde fahren starteten wir dann endlich.
Der Himmel verlief von rot über orange-gelb zu grün und blau, um dann am Ende in einem tiefblau zu enden. Ich konnte noch keine Sterne sehen, doch das Licht des Flugzeuges erinnerte mich an ihre Existenz und mit einem Mal erinnerte ich mich an einen unsere gemeinsamen Abende.
Wir hatten Edos Geburtstag gefeiert und saßen alle gemeinsam auf einem Berg um die Sonne beim Untergehen zu beobachten. Ein junges Pärchen spielte auf einer Gitarre und einer Trompete. Ganz ruhige und ein wenig jazzige Lieder tönten durch die noch warme Abendluft. Der Mond stieg auf und die Venus strahlte als hellster Stern am Himmel. Es war eine wundervolle Nacht voller Freude, Sehnsüchten und Leidenschaften.
Ich öffnete mein Tagebuch und begann die letzten Monate noch einmal zu erleben. Momente in Einsamkeit mit Heimweh oder den Gefühlen fremd zu sein… Moment mit Trauer als zum Beispiel mein Opi gestorben war… Momente in denen neues Leben geboren wurde… Momente in denen ich glücklich war und diese, in denen ich um nichts in der Welt wollte, dass all das enden würde… Ich weinte, weinte und weinte, bis meine Augen brannten und beim aller besten Willen keine einzelne Träne mehr laufen konnte! Als ich wieder aus dem Fenster schaute, war der Himmel fast schwarz und ich glücklich.
Dann sah ich sie… Die Lichter Berlins. Langsam aber sicher landeten wir sehr sanft auf der Landebahn und meine Sitznachbarin und ich begannen aufgeregt auf unseren Plätzen hin und her zu rutschen. Sobald ich meinen Koffer hatte und mich von Phillip verabschiedet hatte, lief ich in die Empfangshalle.
Und da waren sie. Ich schaute mich um und konnte sie noch nicht gleich sehen, bis zu dem Moment, dass eine inzwischen eben so große Liese mir um den Hals viel… und auch wenn ich nicht geglaubt hätte, dass es überhaupt noch möglich wäre, liefen mir erneut die Tränenüber die Wangen. Mama rannte wie ein Fuchs um den Hühnerstall um uns herum und versuchte ein Bild zu machen. Nach einer langen Umarmung mit ihr liefen wir mit den Koffern zum Auto und fuhren endlich nach Hause.
Um 01:00 Uhr kamen wir an und nach einem Gutennachtkuss von Mami lag ich endlich mit meinem kleinen Mops von Schwester im Bett… Ich schaute in den Himmel und mit einmal bemerkte ich das sich etwas verändert hatte. Ich war zwar wieder zurück und vielleicht sah ich immer noch gleich aus, ABER ich hatte neun Monate voller Erfahrungen mit mir mitgebracht und mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein, wissend, dass mir diese Erfahrungen niemals jemand nehmen würden könnte!!!
Ich war Zuhause
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