Hey Ihr Lieben,

ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll … In den letzten Wochen ist hier wieder so Einiges passiert und noch viel schneller als sonst, sind meine letzten Wochen nur so weg geflogen.

In meiner Schule haben schon die Prüfungen angefangen und während die Italiener noch ganz fleißig büffeln müssen, habe ich schon die Hälfte meiner Prüfungen hinter mich gebracht (Mathe und Kunst) und sehe den restlichen noch ganz entspannt entgegen.

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Am 25.05.2018 wurde hier in Irland eine große Entscheidung getroffen. Bisher durften Frauen keine Abtreibung machen, wenn sie ungeplant schwanger wurden, oder aus anderen Gründen das Kind hätten nicht bekommen können. Wenn man dabei erwischt wurde, musste man für 14 Jahre ins Gefängnis gehen, was dazu führte, dass die Frauen nach England oder Amerika gingen, um eine Abtreibung zu bekommen. Seit gestern steht nun fest, dass Abtreibungen auch in Irland – zumindest unter bestimmten Voraussetzungen – legal sind. Die letzten Wochen war dadurch die Hölle los. Die Straßen voll mit „YES“ oder „NO“, Umzüge und Menschen die Flyer verteilten oder Disskusionen mit Wildfremden auf der Straße…  Die Menschen welche für „Nein“ stimmen wollten, hatte Argumente wie, dass es unmenschlich sei ein Baby zu töten, nur weil es z.B. eine Behinderung haben würde. Auf der anderen Seite stimmten Menschen für „Ja“, wenn das Kind und Mutter keine gute Zukunft hätten, da nicht genug Geld vorhanden ist oder keine Unterstützung von der Familie ausgeht.  Ich persönlich hätte für „Ja“ gestimmt. Nicht, dass ich finde, dass eine Abtreibung eine gute Lösung ist, doch weil ich es nicht gerecht fände, einem die Möglichkeit der eigenen Entscheidung zu nehmen. Ich denke, jede Frau wird ihre eigenen Gründe haben und ich vertraue darauf, dass sie vorher lange genug darüber nachdenken und auch die Ärzte mit ihren Patienten darüber sprechen, bevor eine Entscheidung getroffen wird.

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Am Mittwoch habe ich mit Paul noch ein letztes Mal im Krankenhaus musiziert und uns von allen verabschiedet. Es war schon ein sehr komisches Gefühl, aber wer weiß, vielleicht sehen wir sie ja mal wieder. Wenn nicht, ist das auch okay, denn es war ein super tolles Erlebnis und wir beide, Paul und ich, haben einiges daraus gelernt.

Am Freitag hatte ich dann einen letzten Auftritt mit meinem Chor. Da ich leider wieder mal Ewigkeiten auf den Bus warten musste, verpasste ich die letzte Probe, doch im Endeffekt lief alles gut. Am Ende gab es noch viele Umarmungen und ein paar winzige Tränchen, aber ich denke, dass ist ganz normal.

Da das Wetter sehr schön war, machte es mir gar nichts aus, nach dem Auftritt eine Weile auf den nächsten Bus zu warten, der mich nach Douglas brachte, wo ich mit ein paar Freunden Francescas Geburtstag feierte. Auch wenn ihr eigentlicher Geburtstag erst im Juni ist, feierten wir jetzt, da sie gerne mit ihren irischen Freunden feiern wollte. Es war ein sehr entspannter Abend und als ich ins Bett fiel, war ich einfach nur glücklich. Erneut gab es am nächsten Morgen viele Verabschiedungen, nachdem ich mit Francesca meinen Urlaub weiter geplant hatte und ich mich auf den Weg zum Bus machte.

Gestern verbrachten wir dann zum letzten mal den ganzen Tag am Strand. Wir kauften zwei kleine Grills und vieeeeel Essen. Am Strand angekommen, mussten vier von uns auf die anderen fünf warten, da diese Idioten zwei mal den Fußball in ein Wald geschossen hatten und dann erst mal einen Weg durchs Gestrüpp finden mussten XD Zum Schluss hatten sie die Hälfte vom Essen irgendwo vergessen und mussten den ganzen Weg zurück laufen XD Ach Mensch – ich werde diese kleinen Kinder schon ziemlich vermissen! Während am Anfang die Sonne noch hinter ein paar Regenwolken versteckt war, zeigte sie sich gegen Ende des Tages doch noch einmal, so dass wir noch ein allerletztes Mal im Atlantik schwimmen gehen konnten. Das Wasser war a…kalt und ich konnte meine Beine für eine Weile nicht spüren, aber wenigstens kann ich sagen, dass ich im Atlantik geschwommen bin ;D

Nachdem wir in der untergehenden Abendsonne noch ein paar Bilder geschossen hatten, liefen wir zurück nach Crosshaven, wo wir uns im Hafen noch ein bisschen was zu essen holten, bevor wir dann mit dem letzten Bus zurück nach Carrigaline fuhren, wo wir bis gegen 11 noch ein bisschen Fußball spielten. Es war ein wunderschöner Tag und wenn ich jetzt zurück denke, kann ich sagen, dass es ein guter letzter Samstag war.

Jetzt sitze ich gerade noch im Bett und höre dem Regen zu, der gegen mein Fenster klopft… Es ist schon seltsam, dass es bald soweit ist und ich mit meinem Koffer in den Flieger steigen werde. Ich kann mich daran erinnern, dass es sich viel zu kurz anfühlte als ich nur noch 78 Tage übrig hatte… und jetzt ? Am Mittwoch ist es vorbei!!! Doch habe ich beschlossen, der Realität ins Auge zu schauen und einfach jede einzelne Sekunde zu nutzten die mir übrig bleibt, denn stoppen kann ich die Zeit leider auch nicht!

Bis Dann ;D Eure Janni